Meine Reise zum Ausgangspunkt der Flüchtlingswellen aus Afrika

Liebe Leserinnen und Leser,

von meiner Reise nach Daloa in der Elfenbeinküste zurück, möchte ich gerne über meine Erlebnisse und Erfahrungen berichten. Wie Sie vielleicht schon wissen haben wir dort ein Projekt zusammen mit ein paar Studenten begonnen. Und da es immer mal wieder zu stocken schien sah ich mich gezwungen mal nach dem Rechten zu sehen.

Cyber-Cafe außen
Unser Cyber-Cafe von außen

In gespannter Erwartung trat ich diese Reise an.

Mein Weg führte mich über Lissabon (Portugal) und über Abidjan (Elfenbeinküste) nach Daloa. Die Reisezeit von Bad Rappenau nach Daloa betrug insgesamt zweieinhalb Tage.

Mit Zug, Flugzeug, Bus und diversen Taxis war es sehr anstrengend dort hin zu reisen.

Mit Urlaub hat dies Alles nichts zu tun.

Aber letztlich habe ich es doch geschafft. Gleich am zweiten Tag nach meiner Ankunft besuchten Isaac und ich das Cyber-Cafe.

Und wir trafen auch schon zwei Kunden an, obwohl das Cyber-Cafe noch gar nicht offiziell eröffnet ist. Die Beiden konnten es nicht erwarten und wollten schon mal surven.

Die DSL-Verbindung die wir von Orange, dem einzigen Carrier bekommen haben leistet nicht genügend. Statt 8 MBit/sec haben wir nur gerade mal 3 MBit/sec erhalten. Und auch die sind manchmal gänzlich weg.

Weshalb wir ein Gespräch mit dem örtlichen Manager von Orange anberaumt hatten.

PC`s
Isaac und die PC`s vom Ivory Vision

Das Ergebnis war, dass der örtliche Manager erkannte er müsse doch seinen Vorgesetzten in Abidjan hinzuziehen. Wir hatten dann noch mit dem Obermanager in Abidjan gesprochen. Dieser erkannte das Problem sofort und ging auf meinen Vorschlag ein uns nicht als Endkunden sondern als Firma zu betrachten.

Die erste Hürde war genommen.

Dann schlug ich dem Manger in Abidjan vor, da doch die Verbindung so wackelig und die Geschwindigkeit auch nicht ausreichend war uns einen Primär-Multiplexer zur Verfügung zu stellen. Dies war aber nicht möglich. Dann schlug ich vor, dass er vielleicht LTE liefern könne. Dies bejahte er meinte aber, dass dies noch nicht eingeführt und sehr teuer sei. Da aber jetzt der Bedarf bestehe könne er uns LTE liefern. Wir wären dann die ersten die diese Technik nutzen würden in Daloa.

Eine weiter Hürde war genommen. Alternativ dachten wir über Sky-DSL nach und holten uns entsprechende Angebote ein. Jetzt haben die Jungs hier mehrere Möglichkeiten, können vergleichen und haben die Wahl.

Unser Systemadministrator
Unser Systemadministrator Ismael

Unsere ersten Kunden warteten schon auf das Ergebnis. Wann können wir endlich ins Internet?

Die ersten Kunden
Die ersten Kunden warten schon auf`s Internet

Nach dem Gespräch mit Orange stehen weitere Tagesordnungspunkte fest: Der Verein und das Cyber-Cafe müssen offiziell bei der Stadtverwaltung angemeldet sein. Das ist inzwischen auch geschehen.

Dann muss ein Bankkonto eröffnet werden. Bislang hatte der Verein und das Cyber-Cafe noch kein Bankkonto. Auch dies ist inzwischen geschehen.

Anmerkung: In vielen Teilen Afrikas ist es ein großes Problem ein Bankkonto zu haben, daher besitzen viele Leute nur ein mobiles Konto welches sich auf einer SIM-Karte befindet.

Danach ging es weiter zur Familie Fofana.

Auch hier beginnen jetzt die Vorbereitungen für die nächsten Projekte. Es wird ein Projekt „Kooperative für solares Kochen“ geben. Dies wird Aufgabe von Mutter und Schwester von Isaac und seinen Brüdern sein.

Dann wird es Projekte im Bereich „Wasserreinhaltung und Gesundheitsvorsorge“ geben. Dafür wird Isaac als Vereinsvorstand und Geschäftsführer zuständig sein.

Reis kochen mit Solarkocher
Gleich nach dem Zusammenbau des Solarkochers wurde damit Reis gekocht

Nach einem arbeitsreichen Tag hatten wir eine Besprechung mit Abendessen in einem marokkanischen Restaurant.

marokkanisches Retaurant
Arbeitsessen in einem marokkanischen Restaurant

Für Diejenigen die sich für den genauen Ort an dem das Cyber-Cafe welches Ivory Vision heißt, sich befindet interessieren hier die GPS-Daten. Es gibt nämlich wie hier üblich keinen Straßennamen, was zum Problem werden kann.

GPS-Daten vom Cyber-Cafe in Daloa
GPS-Daten vom Cyber-Cafe in Daloa

Aber beginnen wir noch mal von Anfang an.
Zwei Nächte vor dem Flug konnte ich schon nicht mehr richtig schlafen vor Spannung. War es doch schon nicht ganz einfach ein Visum für die Elfenbeinküste zu bekommen. Vorgeschrieben war eine Impfung gegen Gelbfieber.  Die Impfung hatte mir ein sehr freundlicher Arzt aus einer Teilgemeinde meines Wohnortes verpasst. Der Arzt, selbst mit einer Philippinin verheiratet  und in der dortigen dörflichen Gemeinschaft engagiert. Wie er mir sagte, dass er nachdem er mir die Spritze verpasst hatte auch dieses Jahr wieder ca. 3 Tonnen an Kleidung und Arzneimitteln mit in das Heimatdorf seiner Frau mitnehmen wollte. Er fragte mich danach wohin es ginge und ich erklärte Ihm was ich vor hatte. Danach verzichtete er auf sein Honorar und sprach mir Mut zu. Die Nacht vor dem Abflug konnte ich fast gar nicht  schlafen vor Spannung.
Am Morgen des Abreisetages brachte mich Ursula zum Bahnhof. Dort verabschiedeten wir uns von einander und es ging los.

Der Start der Reise
Der Start der Reise in Bad Rappenau am Bahnhof

Ich hatte den Solarkocher, welcher zerlegt, in einem Paket verpackt aber dennoch sehr unhandlich war und jede Menge kleiner Geschenke dabei. Unter Anderem hatte ich 1000 Luftballons mit der Aufschrift Ivory Vision Cyber-Cafe Daloa dabei. Diese Luftballons wollte ich an die Kinder in Daloa verteilen mit dem Zweck ihnen eine kleine Freude zu bereiten und gleichzeitig Werbung für das Cafe zu machen. Das Gepäck lag knapp über der Gewichtsgrenze. Von daher gab es auch hier noch ein paar spannende Momente am Check-in. Der Flug selbst von Stuttgart nach Lissabon verlief problemlos. Auch der Zoll machte keine Probleme wegen des Solarkochers. Und nachdem die Fluggesellschaft bezüglich des Gepäcks keine Schwierigkeiten machte und den Transfer direkt nach Abidjan erlaubte war es auch sehr komfortabel für mich.
In Lissabon angekommen nahm ich mit dem Handgepäck ein Taxi und fuhr ganz entspannt zum Hotel. Ich hatte nämlich 19 Stunden Aufenthalt. Die Zeit nutzte ich um die Stadt zu entdecken. Am Abend  schlenderte ich durch das Viertel in dem das Hotel lag in dem ich abgestiegen war. In einem kleinen Biergarten mit Kiosk, in dem ich von einem jungen Mann aus Ghana bedient wurde trank ich zwei kleine Bier und lies den Abend ausklingen. Die erste Etappe war geschafft. Nach einer kurzen unruhigen Nacht, ich konnte wie immer die erste Nacht in einem neuen Hotel sehr schlecht schlafen, war ich um 06:30 Uhr schon wieder wach. Ab 07:00 Uhr gab es Frühstück so wurde mir beim Einchecken erklärt. Also nahm ich eine Dusche und ging anschließend zum Frühstücksbuffet. Hier gab es bereits den morgendlichen Stress am Buffet. Ein Platzanweiser afrikanischer Herkunft, der sich bemühte sich mit mir auf deutsch zu sprechen, wies mir einen Platz zu den ich aber tauschen konnte gegen einen Platz der nicht in der „Hauptverkehrszone“ lag.  Der Cappuccino den ich aus einem Kaffeeautomaten wählte schmeckte wie ein Gemisch aus Hühnerbrühe und heißer Schokolade. War also mehr oder weniger zum abgewöhnen gedacht, vermute ich. Jeden falls hatte es so gar nichts mit dem eigentlichen Getränk zu tun auf das ich mich freute. Nun gut, das Buffet war reichhaltig hatte aber ebenso wenig Qualität zu bieten wie der Kaffee somit stimmte die Kombination wieder.
Man wurde satt und hatte anschließend den Platz zu räumen, denn die nächsten Gäste drängten zum Buffet und der Platzanweiser hatte sichtlich Schwierigkeiten die Gäste unter zu bringen.
Nachdem Frühstück wollte ich die Stadt und den Hafen erkunden. In der Hotellobby holte ich mir dazu Informationen bei einem afrikanischen Auswanderer und tippelte los. Einmal rechts, dann links abgebogen und dann immer geradeaus zu laufen um den Weg wieder zurück zu finden funktionierte nicht so richtig. Nach einer Stunde und bereits auf dem Rückweg hatte ich mich verlaufen, da es bei einem Mal abzweigen nicht blieb. Nach einer weiteren Stunde umherirren und der Erkenntnis, dass ich die Hauser am Wegesrand so gar nicht mehr wiedererkannte, musste ich mir eingestehen, dass ich mich wohl verlaufen hatte.

Häuserfronten in Lisboa
Häuserfronten in Lisboa
Zeugnisse einer reichen Vergangenheit

Wie gut, dass ich das Smartphone dabei hatte. So aktivierte ich die Navigationsfunktion und schon war ich wieder im Bilde. Ich befand mich viereinhalb Kilometer  abseits der Stelle an der ich mich glaubte zu befinden. Das Navi lotste mich wieder sicher zum Hotel zurück. Nachdem ich mich etwas frisch gemacht hatte und mein Zimmer räumte, das Gepäck in den Gepäckraum brachte,  startete ich den nächsten Versuch das Stadtschloss und den Hafen zu entdecken. Dieses Mal benutzte ich die Metro. Auch das war zunächst ein kleines Abenteuer. Aber eine freundliche Studentin die englisch sprach erklärte mir das System. So zog ich eine Einzelfahrkarte und nachdem ich die Richtung heraus fand stieg ich in die ratternde Bahn ein. Ohrenbetäubender Lärm signalisierte die nächste Haltestelle. An einem markanten Kreuzungspunkt von dem aus es durch die Einkaufsmeile ging stieg ich aus. Geschätzt Tausende von Touristen drängten sich durch die Einkaufsmeile und versorgten sich allerlei „Plunder“, den sie zuhause nicht einen Blickes würdigen würden. Ich erkannte bekannte Namen wie es sie überall auf der Welt gibt mit dem absolut gleichen Angebot in den Schaufenstern.

Hafen von Lissabon
Stadtschloss und Blick zum Hafen von Lissabon

Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichte ich das Stadtschloss. Ein riesiger Paradeplatz und ein stolzes Reiterdenkmal eröffneten den Blick auf den Hafen und das Meer. Der wolkenlose Himmel, der ruhige Atlantik zeigten sich von ihrer schönsten Seite und lockten zu einem Segeltörn. Besser gesagt die Yachten die vor dem Hafen entlang segelten lockten. Das mussten tolle Zeiten gewesen sein als die Konquistadoren von hier mit ihren Rahseglern aus in See stachen um die Welt zu erobern. Besonders beeindruckten mich die bis an die Zähne bewaffneten Ritter auf dem Dach der beiden Stirnseiten des Schlosses. Sie sollten wohl Jedem der hier anlandete zeigen: „Wir meinen es ernst!“

Ritter auf dem dach des Stadtschlosses
Ritter auf dem Dach des Stadtschlosses von Lissabon sollen jedem Ankömmling signalisieren: „Wir können uns verteidigen, wir meines erst!“

An dem kleinen Strand baute ein junger Mann ein Krokodil und ein Nashorn aus Sand und wollte dafür ein paar Cent von den Touristen haben.

Sandkünstler stellen wahre Kunstwerke aus Sand her
Sandkünstler stellen wahre Kunstwerke aus Sand her

Nach einer kleinen Rast an der historischen Hafenmauer ging es für mich zurück in die Altstadt. In einem Bistro nahm ich mein Mittagessen, eine Veggi-Burger ein. Der Burger war für mich undefinierbar aber offensichtlich genießbar.
Nachdem langsam die Zeit drängte begab ich mich mit der Metro auf den Rückweg zum Hotel. Am Zielbahnhof angekommen konnte ich nicht erkennen welchen Ausgang ich nehmen sollte. An der Oberfläche angekommen erkannte ich bald, dass ich den falschen Ausgang gewählt hatte. Meine Karte die ich dabei hatte konnte mir auch nicht weiter helfen. Sodass ich mal wieder die Navi-Funktion meines Smartphones nutzen musste. Im Hotel angekommen schnappte ich meinen Rucksack und ging wieder zur Metro um die Bahn zum Flughafen zu nehmen. Die gelang mir nun problemlos und ich sparte mir die 30€ die das Taxi gekostet hätte.

Nächstes Teilstück Lissabon – Abidjan
Das Einchecken ging problemlos aber der Flieger hat Verspätung. Keine Erklärung auch auf Nachfrage nicht. Dann nach einer Stunde kommen erste Gerüchte über die Gründe der Verspätung auf.
Dann nach eineinhalb Stunden erfahren wir den Grund. Die Crew hatte einen Verkehrsunfall heißt es. Der Pilot und der Co-Pilot liegen verletzt im Krankenhaus. Die Fluggesellschaft versucht schnellstens Ersatz zu beschaffen. Zweieinhalb Stunden später sitzen wir im Flieger und wir rollen zur Startbahn.
Kurze Zeit später wir rollen über die Startbahn und mit 360 Km/h hebt der Airbus A320 ab.
Tschüss Europa, Hallo Afrika!
Mein Sitznachbar ein Portogiese hat geschäftlich in Abidjan zu tun. Sein englisch ist nicht viel besser als meines. So bleibt das Gespräch etwas einsilbig. Als sich abzeichnet, dass der Flieger nicht voll besetzt ist und sich Einzelne schon ein Nachtlager auf den drei Sitzen gebildet haben, scheinen in der letzten Reihe die drei Sitzplätze frei zu sein. Ich schlage meinem Nachbarn vor sich die Plätze zu nehmen um es sich dort auch gemütlich zu machen. Somit würden wir Beide profitieren.
Allerdings war er zu langsam und zudem hatte er mich missverstanden. Ein anderer Fluggast war schneller, so ging er leer aus. Aber da er schon Hinten war nahm er kurzerhand bei einem Anderen Fluggast Platz. So hatte ich meine drei Sitze und somit ein Nachtlager. Ich richtete mich für die Nacht ein und konnte so ein paar Stunden schlafen. Kurz vor dem Landen in Abidjan wachte ich auf. Und da waren sie wieder die Ängste. Ich hatte mich im Vorfeld über die Gefahrenlage in der Elfenbeinküste informiert. Der Arzt gab mir auch ein Merkblatt zu möglichen Gefahren im Land. Plötzlich waren all die Gefahrenhinweise wieder präsent. Es gibt Malaria, Dengefieber, Bilharzirrhose, unzählige andere Infektionskrankheiten. Dazu kommen die Hinweise über Raubüberfälle, Überfälle durch Milizen an Strassensperren, Kidnapping von Weißen die Alleine reisen und so einiges mehr. Vor Abflug in Lissabon hatte ich Isaac angerufen und gesagt er solle nicht zum Flughafen kommen. Er solle ins Hotel gehen und mich dort am nächsten Morgen treffen. Ich wüsste nicht wann ich ankommen würde. Das ging mir jetzt Alles durch den Kopf. Bevor wir landeten sah aus dem Fenster und was mir sofort auffiel war, keine Lichter oder nur ganz vereinzelt Lichter am Boden. So sieht also ein Land der der dritten Welt von oben und bei Nacht aus.
Am Flughafen Abidjan angekommen wurden wir gleich zur Immigration gelotst. Wir die nur ein vorläufiges Visum hatten. Die Visaprozedur ging relativ schnell und unkompliziert von statten.
Am Bagageclaim angelangt kamen mir auch schon mein Rucksack und der Solarkocher entgegen.  Nachdem ich nichts zu verzollen hatte konnte ich den Ausgang passieren. Schon stand ich in der Ankunftshalle. Einige Männer hatten Schilder mit Namen vor sich gehalten und sahen mich erwartungsvoll an. Aber ich war es nicht und auf den Schildern stand auch nirgends mein Name. So schlappte ich weiter. Als ich etwas orientierungslos umher sah, sprachen mich zwei junge Männer an. Ob ich Geld wechseln oder eine SIM-Karte möchte? Ich sagte, dass ich beides benötigen würde. Sofort lotste man mich zu einem Geldwechsler, was kein Problem war weil es einen festen Umtauschkurs gibt. Nachdem ich 50€ gewechselt bekam, kam nun der SIM-Kartenprofi zum Zug.

Nachts in Abidjan mit dem Taxi unterwegs
Nachts in Abidjan mit dem Taxi unterwegs

Ich wollte nur die Mindestfunktionen kaufen. Was sich als äußerst schwierig herausstellte. Dennoch ich bekam was ich wollte. Und schon stand der Taxifahrer nach den ich noch gar nicht Ausschau hielt parat. Das eine Geschäft war noch nicht abgeschlossen und schon kam der Nächste. Nach einer dreiviertel Stunde hatte ich Geld gewechselt, ein SIM-Karte und saß bereits im Taxi zu meinem Hotel. Der Fahrer wollte sich vor der Fahrt nicht auf einen Preis festlegen. Und da es Nacht war wollte ich nicht lange verhandeln sondern schnell weg vom Flughafen. In einen Apfel musste ich beißen, das wussten die schlauen Kerle. So hatten sie freies Spiel mit dem „Touri“. Nun, ich kam relativ glimpflich davon aber nicht ohne dem SIM-Kartenspezialisten noch ein Trinkgeld zahlen zu müssen. Auch der Taxifahrer bestand auf sein Trinkgeld. Aber ich war in meinem Hotel und bekam meine Zimmerschlüssel von einem verschlafenen Nachtportier. Auf meine Frage nach Isaac sagte er, dass dieser Gast ihm unbekannt sei. Das aber wollte ich nicht um 02:30 morgens geklärt wissen sondern stellte es auf den kommenden Vormittag zurück. Bevor ich mich aber ins Bett begeben konnte mußte ich noch mein Moskitonetz aufhängen. Danach fiel ich sichtlich geschafft ins Bett.

Der Pool
Vor meinem Zimmer im Innenbereich des Hotels. Der Pool.

Nach einer kurzen aber erholsamen Nacht begab ich mich auf Entdeckungsreise durch den Garten mit Pool. An einer Veranda an mit Blick über einen Meeresarm konnte ich in die Weite kucken und erstmals einen Blick auf Abidjan werfen.

Blick über einen Meeresarm
Blick über einen der vielen Meeresarme die tief in die Stadt ragen

Ein leichter Wind und tief hängende Wolken wehten mir eine frische Brise ins Gesicht. Danach ging ich zum Frühstücksraum. Auf dem Weg dorthin rief ich Isaac an und erreichte ihn. Er wollte sich gleich auf den Weg machen. Danach nahm ich ein etwas spärliches Frühstück mit einem fahlen Kaffee ohne Milch ein.
Plötzlich kam ein junger Mann an meinen Tisch und ich fragte ob er Isaac sei. Dies bejahte er. Ich gab ihm meine Hand begrüßte ihn, lud ihn zum Frühstück ein und fragte wo er denn gewesen sei. Ich hatte schließlich ein Zimmer für ihn reserviert. Als ich ihn zu meinem Tisch bat wehrte er dies ab und wollte später wieder kommen. Er wolle nicht beim Frühstück stören. Und schneller als ich reagieren konnte war er verschwunden. Ich dachte mir schon, dass er sehr schüchtern war aber, dass er sich nicht an den Tisch setzen wollte war dann doch ungewöhnlich. Als ich das Frühstück beendete begann ich nach Isaac zu suchen und dort wo ich Ihn vermutete war er nicht zu finden. Ich rief ihn an und erreichte ihn.

Der richtige Isaac
Der richtige Isaac

Als ich fragte wo er denn sei sagte er wäre auf dem Weg zu mir. Als er dann 20 Minuten später eintraf war ich schon etwas überrascht. Denn dieser Isaac war ein völlig Anderer.
Was hier passierte hat sich bis heute nicht ganz erschlossen. Ich vermute mal es war eine Verwechslung  durch die fehlenden Englischkenntnisse.  Dieser Isaac war jetzt der Richtige und kam mir sehr herzlich entgegen. Dass er nicht im Hotel übernachtete war wohl seiner Unsicherheit geschuldet. Und er kam mit einem Taxifahrer an, der aber nicht warten konnte oder wollte. Da wir erst mal zwei Stunden sprechen wollten. Nach einer Cola die ich spendierte verabschiedete sich der Taxifahrer und lies uns zurück.
Mit Isaac besprach ich die Vorgehensweise und meine Pläne für die nächsten Tage. Isaac war einverstanden und berichtete über die Geschäftsentwicklung. Er fragte mich nach dem Busticket das ich über das Internet bestellt hatte. Er meinte er würde das Busunternehmen nicht kennen. Da keine Adresse auf dem Ticket stand konnten wir den genauen Abfahrtsort nicht ermitteln.

Frauen tragen die Waren auf dem Kopf
Ein typisches Straßenbild Frauen tagen die Waren auf dem Kopf

Wir fuhren zum Bahnhof  des Teilortes wo die regulären Busse abfahren würden. Dort fanden wir aber kein Busunternehmen mit dem Namen „Tripafrique“. Es handelte sich wohl um eine Scheinfirma die über das Internet Fake-Tickets vertrieb. Da ich die Bustickets über eine Internetbank bezahlt hatte kann ich darauf hoffen das Geld wieder zu bekommen. Aber wir hatten nun keine Bustickets. Als wir am Busbahnhof ankamen sah ich, da sehr viele Menschen auf einen Bus warteten zeichnete sich ab, dass wir auf unseren Bus sehr lange warten werden müssen. Isaac versorgte mich und beschaffte mir einen Stuhl auf den ich mich setzen und auf Ihn warten sollte. Und warten war das Stichwort für die nächsten sechs Stunden.

Warten auf den Bus
Geduldig warten die Menschen oft stundenlag auf den Bus

Isaac war sichtlich damit beschäftigt uns Bustickets zu beschaffen um an diesem Tag noch nach Daloa zu kommen. Mit allerlei Tricks und Bestechung war es ihm möglich uns zwei Tickets zu besorgen. Er war selbst überrascht, dass es klappte. Nach vier Stunden hatten wir zwar Tickets aber kamen nicht mit den Bussen mit. Erst nachdem er unser Gepäck mit einem Extra-Geld belegt hatte kamen wir auch im nächsten Bus unter. Also, ein Ticket zu haben heißt hier noch lange nicht, dass man transportiert wird. Nach sechs Stunden am Busbahnhof ging es dann endlich los. Zumindest dachten wir das.

Auch viele Mütter mit Kindern müssen warten
Auch viele Mütter mit Kindern müssen warten

Aber weit gefehlt. Hinter der übernächsten Kurve nach dem Busbahnhof wurde wieder angehalten und zusätzliche Gäste nebst Gepäck aufgenommen. Offensichtlich hatten diese Fahrgäste „Sonderbeförderungsbedingungen“ ersteigert. Damit war auch der Gangboden mit Fahrgästen belegt. Ich schätzte den Bus der in Deutschland mit 40 Personen belegt würde hier mit ca. 100 Personen besetzt. Fünf Kilometer weiter hielt der Bus wieder an und der Busfahrer stieg aus um irgendwelche Zusatzgeschäfte  zu tätigen. Nach ca. 30 Minuten setzte er die Fahrt fort. Zirka 30 Km weiter stoppten wir abermals an einer Autobahnzahlstelle. Das ging relativ zügig voran. Weitere 50 Km weiter stoppten wir an einem Kontrollpunkt des Militärs. Auch diese Passage ging relativ schnell von statten. Weitere 30 km später war die Autobahn zu Ende und längst die Nacht herein gebrochen.

Nachts, irgendwo auf der Strecke steigen Fahrgäste zu und Andere verlassen den Bus
Nachts, irgendwo auf der Strecke steigen Fahrgäste zu und Andere verlassen den Bus

Danach wurde aus der asphaltierten Straße nach und nach immer mehr eine Piste mit zu teil Schlaglöcher die tiefer als ein halber Meter waren. Von nun an ging es immer langsamer voran. Der Busfahrer hatte alle Hände voll zu tun um auf der Straße zu bleiben. Nach und nach legte sich die Müdigkeit die sich unter den Fahrgästen breit machte über uns, als wir plötzlich durch einen ohrenbetäubenden Krach und heftiges Schütteln wieder wach waren. Der Busfahrer hatte wohl ein Schlagloch übersehen und die Stoßdämpfer bohrten sich durch den Fußboden unter die Sitze direkt in unsere Wirbelsäulen um sie von Unten her zu spalten. Zumindest kam es mir so vor. Ich vermied es wieder einzudösen obwohl ich müde war. Denn ich fürchtete mit einem erneuten Schock dieser Art würde ich wohl einen Herzinfarkt erleiden.
Das was wir unbedingt vermeiden sollten nämlich nachts zu Reisen war eingetreten. Ich hoffte nur heil anzukommen. Letztlich kamen wir auch in Daloa an und für eine fünf ein halb stündige Fahrt wie sie avisiert war benötigten wir acht ein halb Stunden. Sichtlich geschafft und nachdem wir ein Taxi erhascht hatten kamen wir am Hotel an. Der müde aber sehr freundliche Portier hatte mich schon sehnlichst erwartet. Ich verabschiedete mich von Isaac der mich bis vor die Haustür eskortierte bestellte noch zwei Flaschen Bier. Danach hing ich mein Moskitonetz auf, trank die Biere und schlief erschöpft ein.
Nach einer wie immer kurzen ersten Nacht wachte ich erholt auf und nahm eine Dusche.

Bar mit Pool am Hotel in Daloa
Bar mit Pool am Hotel in Daloa

Danach ging ich zum Frühstücksraum welcher gleichzeitig die Bar am Pool war. Ich war der einzige Gast der frühstückte somit wurde auch nur ein Tisch gedeckt. Das machte es mir einfach meinen Platz zu finden. Es gab so etwas wie Rührei, überreife Babypapaya, Bananen, Kiwi und vorgeschälte Orangen. Dazu gab es ein kleines Baguette und zwei süße Brötchen. Zu trinken gab es H-Milch, Tee und Instand Kaffee. Alles in Allem reichlich Auswahl. Nachdem ich gefrühstückt hatte rief ich Isaac an um mich mit Ihm zu verabreden. Nach einer halben Stunde war in der Lobby und wir begannen den Tagesablauf zu besprechen. Wie jeden Morgen und jeden Abend folgte dem Tagesablaufgespräch ein Gespräch in dem es um andere Dinge als den Verein oder den Cyber ging. Ich hielt Isaac Vorträge über die neuesten Erkenntnisse in Politik und Wissenschaft. Vornehmlich ginge es um die Themen Physik, Gesundheit, Wasserkunde, Gesundheitsvorsorge, Hygiene, Ethik und Religion. Das waren Themen die ihn sehr interessierten und er mir daher konzentriert zuhörte und auch weitergehende Fragen stellte. Hier konnte ich erkennen wie sich aus den Fragen und Antworten bei Ihm konkrete Ideen zu entwickeln schienen. Für mich war es wie wenn man Samen auf einen fruchtbaren Boden werfen würde und zusehen konnte wie dieser Samen aufging.

Isaac telefoniert
Isaac telefoniert mit Ursel in Deutschland

Bevor ich die Reise antrat, fragte ich Isaac was er sich wünschen würde. Darauf antwortet er, da er dauerhaft Schmerzen habe und er die Medikamente gegen den Schmerz vom Magen her nicht mehr vertragen würde, wünschte er sich Medikamente gegen die Schmerzen die er auch vertragen könne. Dies bejahte ich, ich würde es versuchen Ihm da etwas mitzubringen. Auch wünschte er sich ein Smartphone mit dem er Photos für seine Dokumentationen machen könnte. Ich sagte Ihm ich hätte etwas Besseres als ein Smartphone für Ihn. An diesem Morgen eröffnete ich Ihm, dass er meine Spiegelreflexkamera bekommen würde, wenn ich wieder am Flughafen angelangt sei. Bis dahin möchte ich noch gerne Fotos damit machen. Er konnte es nicht fassen und strahlte vor Freude.

An diesem Morgen wies ich Ihn auch in die klassische Homöopathie ein und erklärte Ihm die Wirkungsweise. Ich gab Ihm Arnica D12 und ein Mittel zu Vorsorge gegen Malaria. Er solle mir berichten wie sich die Mittel auf seinen Körper auswirkten. Ich fragte Ihn ob er denn jetzt Schmerzen habe. Die bejahte er und nahm die fünf Globuli Arnica. Nach zehn Minuten fragte ich Ihn erneut. Er war etwas verunsichert aber er hatte noch Schmerzen. Also gab ich Ihm noch mal fünf Globuli. Das sollten wir solange tun bis sich der Schmerz verringert, sagte ich. Nach zehn Minuten fragte ich Ihn wie es mit seinem Schmerz stünde. Er antwortete, dass dieser Schmerz verblüffender Weise nun weg sei. So, sagte ich dann gibt es vorerst keine weiteren Globuli. Erst wenn sich der Schmerz wieder einstellen sollte gibt es wieder welche.

Die Hauptstraße
Die Hauptverkehrsstraße von Daloa

Danach gingen wir zu Fuß los um zur Haupteinfallstrasse von Daloa zu gelangen. Dort würden wir ein vorbeirasendes Taxi anhalten um in die Stadtmitte zu gelangen. Ich dachte wir wären in der Stadtmitte sagte ich zu Ihm. Denn ich wählte das Hotel danach aus, dass es eben laut Google-Maps zentral gelegen wäre. Es stellte sich aber heraus, dass die Straßen und die Häuserreihen die ich in Google-Maps gesehen hatte in der Realität etwas anders aussahen. Ebenso erblickte ich ein Hotel, für das ich mich fast entschieden hatte in der Realität auch etwas anders aussah.

Gut dass ich mich für das „Marly“ entschied denn im Paradise hätte ich mich nicht ganz so wohl gefühlt. Nachdem ich das Hotel Paradise gesehen hatte gab ich dem „Feldweg“ den wir entlang gingen den Namen „Boulevard Paradise“. Wir lachten beide herzlich darüber.

Hotel Paradise
Das Paradise sieht im Internet etwas anders aus als in der Wirklichkeit

An der Hauptstraße angelangt dauerte es nicht lange bis ein Taxi vorbei kam und anhielt. Isaac verhandelte kurz mit dem Fahrer und wir saßen im Taxi auf dem Weg in die Innenstadt. Das Taxi hatte seit Jahren keinen TÜV mehr gesehen hatte wie ich meine keine einzige Stelle mehr ohne Dellen. Die Windschutzscheibe war mehrfach gesplittert was Niemanden zu stören schien. Trotz der leicht ruppigen Fahrweise des Taxifahrers kamen wir unbeschadet am Zielort an. Als erstes gingen wir zum Cyber-Cafe um zu sehen wie weit das Projekt entwickelt war. Dort trafen wir auch Ismael, Abbas und zwei Kunden die schon vor Eröffnung das Internet nutzen wollten.

Cyber-Cafe außen
Unser Cyber-Cafe von außen

Nach ein paar Fachfragen zum Stand der Dinge wurde klar wo es noch hacken würde. Auch bemängelte ich, dass sie die neue Klimaanlage auf 16 Grad eingestellt hatten. Wenn man aus der Hitze über 30 Grad im Schatten in den Raum kam fröstelte es einen. Ich sagte, das sei nicht gut für die Gesundheit. Die Temperaturspanne zwischen Außen und Innen sollte möglichst nicht mehr als 6 Grad betragen. Ein Raumthermometer gab es natürlich nicht.

Die Internetverbindung die wir von Orange dem „einzigen“ Anbieter erhielten sei zu langsam und würde immer wieder ausfallen. Wie ich von Anfang an zu Isaac sagte würde dies möglicherweise ein Problem werden und so war es nun auch.

Unser Systemadministrator
Unser Systemadministrator Ismael

Auf Nachfrage erhielt ich von Ismael die Antwort, da könne man nichts machen. Ich fragte ihn ob er die tatsächliche Geschwindigkeit ermittelt habe. Das war nicht der Fall. Er wüsste nicht wie das gehen solle. Ein Speedcheck über Internet brachte Klarheit über die Geschwindigkeit die geliefert wurde. Wir bestellten und bezahlten 8 MBit/sec und bekommen hatten wir 3,01 MBit/sec. Zudem bemängelte ich die Kabel die im Weg lagen. Sie würden verschwinden wenn die PC-Tische die jetzt mit Blick zur Raummitte ausgerichtet waren umgedreht würden und an der Wand befestigt würden.

PC`s
Isaac und die PC`s vom Ivory Vision

Dieser Vorschlag bekam allgemeine Zustimmung. Und nachdem ich verschiedene andere Dinge angesprochen hatte verflog auch bei Ismael und Abbas die letzte Skepsis. Die Beiden erkannten meine Fachkenntnis und hörten bereitwillig zu. So fragte ich nach der Gewerbeanmeldung, der Vereinsanmeldung und schlug vor die Möglichkeit eines Sky-DSL Anbieters hier in der Elfenbeinküste auszuloten. Nachdem der Tag sich schon wieder dem Ende neigte beschlossen wir am darauffolgenden Tag, erst zu Orange zu gehen um einen Termin mit dem Manager zu bekommen. Ich wollte den Status den wir hatten überprüfen lassen und versuchen eine andere technische Lösung für das Internet-Cafe zu erwirken. Danach wollten wir den Bürgermeister der Samba Coulibali heißt besuchen und ihm von unserem Projekt berichten, um uns so bei ihm bekannt zu machen. Auch wollte ich, dass Isaac das Cafe und den Verein offiziell anmeldet. Dann wollte ich den Vorgang wie Isaac das Geld das ich ihm über die Western Union Bank sandte dokumentieren. Auch das würde Zeit benötigen. Sodass der darauffolgende Tag eng strukturiert werden musste. Für den Anfang war ich sehr zufrieden von dem was ich gesehen und erfahre hatte, sodass ich die „versammelte Mannschaft“ zu einem Abendessen einlud. Da waren die Herren etwas perplex, denn das war ihnen noch nie zuvor widerfahren. Keiner der Drei und sie waren zwischen 25 und 30 Jahre alt war jemals zuvor in einem Restaurant gewesen um dort zu essen.

marokkanisches Retaurant
Arbeitsessen in einem marokkanischen Restaurant

Und dennoch ließen sie sich bereitwillig auf dieses „Abenteuer mit mir“ ein. Ich vermute mal Alle hatten ebenso wie ich einfach Hunger. Wir beschlossen in ein Marokkanisches Lokal zu gehen, weil es dort am wahrscheinlichsten war, dass es auch vegetarisches Essen geben würde. Dort angekommen entschied ich mich für Reis mit Gemüse und die drei Herren aßen sowas wie einen marokkanischen Döner.

Nachdem das Essen hier einigermaßen bekömmlich für mich war, wurde dieses Lokal so etwas wie mein Stammlokal während meines Aufenthaltes in Daloa. Nicht weil es besonders schön oder besonders gut gewesen wäre aber ich bin satt geworden und offensichtlich habe ich mir nichts eingefangen. Wenn man das Lokal unter mitteleuropäischen Hygienestandards betrachtet hätte, würde man einen sehr großen Bogen darum gemacht haben. Aber hier war es einfach nur die bessere Wahl oder zumindest die Hoffnung darauf. Danach ging es wieder zum Hotel zurück. Dieses Mal mit Motorradeskorte. Ismael lies es sich nicht nehmen, Isaac, Abbas und mich zum Hotel zu begleiten. Außerdem konnte er dann die Beiden gleich mit dem Motorrad mit nach Hause nehmen.

Drei Mann auf einem Motorrad?!? fragte ich. Das sei normal für die Brüder sagte Isaac.

Ich nahm es so hin. Im Hotel angelangt lud ich die Drei noch zu einem Drink ein. Die Drei kamen mit zur bis dahin einsam gelegenen Bar. Die Drei tranken jeweils eine Cola und ich ein Bier natürlich. Die Drei erhielten einen Kurzvortrag über Gesundheitsvorsorge und Wasserreinhaltung. Danach fragte ich Isaac nach seinem Schmerz. Er sagte, dass er immer noch keine Schmerzen habe. Ich wies Ihn an weiter darauf zu achten und mir zu berichten wie es Ihm mit den Medikamenten ginge.

Danach verabschiedeten wir uns voneinander und verabredeten uns für den nächsten Tag.

Das die Reise bis hierhin mir in den Knochen steckte beschloss auch ich mich ins Bett zurück zu ziehen. Am nächsten Morgen nach einer ausgeruhten Nacht und einer Dusche ging ich in die Bar wo auch dieses Mal nur ein Tisch gedeckt war um mein Frühstück einzunehmen. An diesem Morgen lies es sich die Hotelmanagerin, Sie stellte sich mir am Tag zuvor vor, nicht nehmen mich zu bedienen.

Offensichtlich hatte Sie ein Auge auf mich geworfen und war sichtlich bemüht mir das Frühstück so angenehm wie möglich zu gestalten. Auch versuchte Sie mit ein paar Brocken englisch, französisch, reichlich Mimik und Gestik Konversation zu machen. Ich konnte es erst nicht glauben aber es war wohl so. Die Dame flirtete mit mir was das Zeug hielt. Na ja, ich aß mein Frühstück (Eier, Baguette und süße Brötchen) und schaute, dass ich irgendwie aus dieser Situation davon kam.

Hotelmanagerin vom Hotel Marly in Daloa
Hotelmanagerin vom Hotel Marly in Daloa

Nach einer Weile kam Isaac um mich abzuholen. Wir schlenderten über den „Boulevard de Paradise“ zu Hauptstraße und schmiedeten weitere Pläne.

Boulevard de Paradise
Boulevard de Paradise

Ich sah so viele Möglichkeiten die sich auftaten. Allein wie die Stromverteilung geführt wurde zeigte schon ganz viele Möglichkeiten wie Arbeitsplätze für die Menschen geschaffen werden könnten. Das chaotische Taxisystem das in Daloa herrschte, könnte man strukturieren und wie überall in der Welt mit einer einfachen Taxizentrale, Navi in den Taxis oder einfach nur Mobilfunk und etwas Koordination zu einem erfolgreichen Unternehmen machen. An jeder Ecke in dieser Stadt entdeckte ich Möglichkeiten die zu einer bezahlten Beschäftigung für die Menschen führen könnten. Die Stadt sieht aus wie die Städte in Deutschland im August 1945. Alles liegt scheinbar in Trümmern, ist nicht fertig gebaut oder verfällt. Die Übergänge scheinen fließend. Wir bekamen ein Taxi und ließen uns zur Zentrale von Orange in Daloa fahren. Dort trafen wir uns mit Ismael. Er hatte schon einen Termin mit dem Manager besorgt, sodass wir nicht warten mussten. Der Mann hörte sich unser Anliegen an und meinte, dass das seine IT-Kenntnisse übersteigen würde und er würde uns mit einem seiner Vorgesetzten in Abidjan verbinden. Wir könnten dann mit ihm den Sachverhalt klären. Grundsätzlich habe er aber Verständnis für unser Anliegen. Nach ein paar Minuten sprach ich mit einem Mann am anderen Ende de Leitung der sehr gut englisch sprach und auch in technischen Fragen versiert war. Schnell hatten wir unser Problem erklärt. Er hatte auch verstanden aber konnte keine bessere Lösung anbieten als die, die wir schon hatten. Ich versuchte ihm klar zu machen, dass wir als Cyber-Cafe eine stabile und schnellere Verbindung brauchten. Ich schlug zunächst zwei Lösungen vor. Er solle uns einen Primärmultiplexer zur Verfügung stellen. Den kannte er unter diesem Namen nicht und somit kam diese Lösung nicht in Betracht. Wir wollten 30 MBit/sec haben. Das könne er nicht, denn ersten gäbe es LTE in Daloa noch nicht und zweitens gibt es das nicht für Endkunden. Dann schlug ich Ihm vor uns als B to B Kunden einzustufen und uns LTE zur Verfügung zu stellen. Das könne er tun, gab aber zu bedenken, dass wir der erste und bisher einziger Kunde in Daloa seien. Ich sagte ihm auch, dass wir entgegen der üblichen Handlungsweise einen Vertrag mit SLA`s (Servicelevel Agreement – Allgemeine Geschäftsbedingungen) wie er in der Geschäftswelt üblich sei wünschen. Auch dies sicherte er uns zu. Er seinerseits habe auch Vorgaben an uns. Wir müssten eine Geschäftsanmeldung und ein Geschäftskonto vorweisen. Beides hatte ich Isaac schon vor Wochen in Auftrag gegeben und er hat es als nicht so wichtig eingestuft. Jetzt hatten Isaac und Ismael erkannt, dass diese Dinge zwingend sind wenn sie das Geschäft vernünftig betreiben wollten. Nach einer Stunde Verhandlungen mit Orange wussten nun Alle Beteiligten woran sie sind und hatten ihre Aufgaben für die nächsten Wochen. Leider wollte der Manager von Orange kein Foto zulassen und daher gibt es von diesem Gespräch kein Foto. Als nächstes gingen wir von Orange zur Stadtverwaltung um den Bürgermeister zu treffen und den Verein und das Cyber-Cafe anzumelden.

Rathaus in Daloa
Rathaus in Daloa

Als wir an der Stadtverwaltung ankamen war es schon wieder Mittag. Wie überall war die Zeit für den Parteiverkehr zu Ende und die Beamten machten Mittagspause. Aber wir ließen es uns nicht nehmen und versuchten es trotzdem. Ein sehr netter Herr der irgendwie der Oberamtsleiter zu sein schien nahm sich uns an und sagte uns genau wer zuständig für uns sei. Am nächsten morgen würden wir die Beamtin antreffen und könnten unser Anliegen erledigen. Leider sei der Bürgermeister für die nächsten Tage dienstlich nach Abidjan gereist. Wir verabschiedeten uns von dem netten Herrn und entschuldigten uns dafür seine Mittagspause gestört zu haben.

Auf der Straße angelangt begaben wir uns zu unserem nächsten Tagesordnungspunkt der Western Union Bank. Auf dem Weg dorthin erblickte uns ein Mann in gelben Gummistiefeln mit Kravatte, kam auf uns zu und sprach mich direkt an. Er sei Archäologieprofessor, habe sehr lange in den USA gelebt und würde nun hier Ausgrabungen durchführen. Isaac gab mir ein Zeichen weiter zu gehen. Der Mann sei nicht ganz richtig im Kopf. Er sei Unsinn den er uns da erzählen würde. Nach einer Weile konnten wir uns dann losreißen aber nicht ohne Ihm unsere Kontaktdaten zu geben.

Der Professor
Gibt vor Archäologieprofessor zu sein

Eine halbe Stunde später und einem Marsch durch die Stadt bei sengender Sonne kamen wir dann endlich an der Filiale der WU-Bank an. Ich war schon mehrfach vorher versucht in ein Haus zu gehen weil ich einem großen Schild das auf die WU-Bank verwies gefolgt und damit herein gefallen wäre. Die wirkliche Bank hätte ich nie gefunden, denn der richtige Hinweis war so klein, dass ich diesen glatt übersehen hätte.

WU-Bank
Suchspiel:
Wo ist die Bank?

Wir mussten in einem Vorraum in dem es sehr stickig, der aber mit bequemen sehr abgenutzten und verdreckten Sitzmöbeln ausgestattet war warten. Bis Isaac das Geld das ich vor der Reise überwiesen hatte ausgezahlt bekam dauerte es über eine Stunde und eine Reihe von Formularen die ausgefüllt werden wollten. Durch ein kleines Fenster in der Wand wies die Mitarbeiterin Isaac an eine Kopie seines Ausweisen machen zu lassen. Dafür hätten wir wieder durch die halbe Stadt laufen oder fahren müssen. Da stoppte ich Isaac und meinte zu Ihm. Die Dame wünscht eine Kopie Deines Ausweises, dann lass Sie doch die Kopie machen. Gesagt getan und das für Isaac unglaubliche geschah. Die Frau hinter der Panzerglasscheibe machte sich die Kopie anstandslos selbst.

Die WU-Bank im Innern
Die WU-Bank im Innern
Wartebereich der WU-Bank
Der Wartebereich der WU-Bank. Gemütlich aber total verdreckt.

Jetzt hatte er einen Haufen Geld in der Tasche und musste nun das Geld auf das einzige Konto das er besaß ein SIM-Kartenkonto einzahlen. Dazu mussten wir in eine Apotheke die im übernächsten Haus war und die einen Orange-Money Stützpunkt hatte wechseln. Dort zahlte Isaac das Geld ein und nach eineinhalb Stunden hatten wir es geschafft. Auch wir waren geschafft und hungrig so schlug ich vor eine Pause zu machen und zum Marokkaner zu gehen. Dies taten wir dann auch gleich.

Geld einzahlen auf das Orange-Konto
Und jetzt das Geld wieder einzahlen auf das mobile Konto von Orange

 

Danach machten wir uns auf die Suche nach einem Thermometer. Ich bekam fast alles was auch nur entfernt mit einem Meter zu tun hatte angeboten nur kein Thermometer. Das schien auch gänzlich unbekannt zu sein. Jetzt wurde mir auch klar warum die Räume die klimatisiert waren immer auf Maximalleistung eingestellt waren und es einen so richtig fröstelte wenn man sich etwas länger in diesen Räumen aufhielt. Nach eineinhalb Stunden Suche nach einem simplen Thermometer, gab ich auf. Zuletzt wurden uns Süßigkeiten angeboten. Da verstand ich dann auch…
Frustriert fuhren wir ins Hotel zurück. Ich wollte mich etwas ausruhen und Isaac schien auch eine Pause zu benötigen. Wir verabredeten uns für den frühen Abend. Ich wollte ihm dann die restlichen Geschenke zusammen mit dem Solarkocher übergeben. Auch sollten wir noch mal über die weiteren Projekte und das weitere Vorgehen sprechen. Denn ich hatte noch vor eine Wasserprobe aus dem Trinkwasserbrunnen entnehmen zu lassen und zur Analyse mit nach Deutschland zu nehmen.
Für den nächsten Tag war nochmal die Gemeinde mit der Vereins- und Gewerbeanmeldung dran. Danach sollte ein Besuch der Familie und der Aufbau des Solarkochers auf dem Programm stehen.
Nachdem ich ein kurzes Nickerchen gemacht hatte und ich durstig war ging ich zur Bar. Lauter junge Mädchen plantschten im Pool. So belagert war der Pool die ganze Zeit nicht.
Die Managerin erblickte mich und bediente mich sofort. Sie fragte ob ich hungrig sei, sie würde mir gerne etwas kochen. Ich lehnte freundlich ab. Nach einer Weile begann es zu regnen. Schon in der vergangenen Nacht hatte es geregnet. Ein typischer Tropenregen wie ich ihn schon lange nicht mehr erlebt hatte. Er kündigte sich mit Schwüle, dann einer leichten Brise an und hob dann langsam zu einem immer stärker werdenden „Trommelfeuer“ an. Zum Höhepunkt hin kommt es zu Blitz und krachendem Donner. Bis sich die Wolken dann sintflutartig entleeren. Danach herrscht ruhige Entspanntheit, Mensch und Natur fühlen eine tiefe Dankbarkeit für den ersehnten Regen. Zumindest empfinde ich es immer so. Nachdem ich Isaac anrief verabredeten wir uns im Hotel. Bis zur Ankunft Isaac`s saß ich in der Lobby und trank ein Bier. Die Managerin leistete mir Gesellschaft und versuchte Konversation mit mir zu machen. Endlich kam Isaac und wir gingen in die Bar um über Buddhismus und Quantenphysik zu sprechen. Nach zwei Stunden verabschiedete sich Isaac wieder und wir verabredeten uns für den folgenden Tag. Zunächst ging es zum Gemeindeamt um den zuständigen Beamten zu treffen und zu fragen welche Unterlagen wir benötigen um die Anmeldung machen zu können. Die zuständige Dame gab uns bereitwillig Auskunft und wir kamen schnell voran. Danach ging es zu Isaac`s Familie. Dort wurde ich sehr herzlich von Mutter, Schwester und weiteren Familienangehörigen aufgenommen. Der Freund des verstorbenen Vaters von Isaac erwies mir seine aller höchste Ehrerbietung indem er mir die Hand die ich ihm zu Begrüßung gab, küsste und an seine Stirn hob. Welch eine Ehre so begrüßt zu werden? Jetzt fragte ich nach dem Solarkocher und ob die Mutter das Geschenk schon ausgepackt habe. Nein, das sei noch verpackt und sie würde warten bis ich da sei um es dann auszupacken. Ismael und die Mutter unter der Beobachtung aller Anwesenden packten nun das Geschenk aus. Nachdem der Solarkocher in 1000 Teilen vor ihr lag war die Reaktion eher etwas skeptisch. Man konnte nicht erkennen was es war noch wie es hätte funktionieren sollen.

Solarkocher
Es ist geschafft die tausend Teile sind zusammen gebaut und endlich kann auch gekocht werden.

Umso schöner, dass Ismael es kaum erwarten konnte das Ding zusammen zu bauen. Ich hatte Ihm am Vorabend  versprochen, dass er den Kocher zusammenbauen dürfe.
Sofort studierte er die Bauanleitung und legte los. Es bedurfte einiger Versuche bis man langsam ein System erkennen konnte. Zuletzt arbeiteten fünf Leute daran und brauchten ca. drei Stunden für den Aufbau. Aber dann war es geschafft und die Schwester holte einen Topf um Reis darin zu kochen. Die Mutter hatte sich zwischenzeitlich etwas hingelegt. Es war Mittagszeit und die Sonne brannte unerbittlich vom Himmel.
Nach ca. 20 Minuten kochte der Reis und keiner der vorher Zweifel an dem Ding hatte zweifelte mehr an der Leistungsfähigkeit dieses Wundergerätes. Das ohne Strom, Gas oder Holz Reis kochen konnte.
Das aber bekamen wir nicht mehr mit, weil wir bereits auf dem Weg zum Marokkaner waren um etwas zu essen und zu trinken. Danach ging es zurück ins Hotel. Dort wies ich Isaac ein in die Wasserprobenentnahme. Er sollte das tun um Zeit zu sparen. Denn am nächsten Morgen ging es wieder zurück nach Abidjan. Die Bustickets hatten wir bereits am Nachmittag gekauft. Dieser Busbahnhof ist übrigens der Ausgangspunkt für die „Flüchtlinge“ die nach Europa geschleppt werden.

Busbahnhof Daloa. Von hier starten die Jungen Menschen nach Europa
Der Busbahnhof von Daloa. Von hier starten die Jungen Menschen nach Europa
Busbahnhof Daloa. Von hier starten die Jungen Menschen nach Europa
Busbahnhof Daloa. Von hier starten die Jungen Menschen nach Europa

Ich konnte weder Flüchtlinge noch Schlepperbanden entdecken. Aber  hier, so berichteten mir die Jungs beginnt die Reise nach Europa. Tags zuvor hatte ein junger Mann der erfuhr, dass ich Deutscher bin mir zugerufen, dass er bald nach Deutschland gehen würde. Was ich Ihm raten würde, fragte er. Ich sagte Ihm, er solle hier bleiben denn besser als hier wäre es in Deutschland auch nicht. Und er würde nur unnötig sein Leben riskieren. Das solle er sich gut überlegen. Darauf hin wurde der junge Mann nachdenklich und bedankte sich für den Tipp.

 

Die letzte Nacht in Daloa vor mir, mit einem fast leeren Rucksack und keinem 20 Kilo schweren Paket im Schlepptau mehr fühlte ich mich sowas von erleichtert und freute mich, dass meine Geschenke so gut ankamen.
Ich verabschiedete mich von Isaac und Ismael für die Nacht. Nicht ohne gleich zu sagen, dass wir uns Punkt acht Uhr hier in der Lobby treffen werden. Isaac solle die Wasserproben entnehmen und schnellsten zum Hotel kommen. Danach würden wir noch Aufnahmen von seinem Hüftgelenk machen. Danach würden wir mit dem Taxi zum Busbahnhof fahren um den Bus um 09:00 Uhr zu bekommen. Wer natürlich um 08:00 Uhr noch nicht da war, war Isaac. Und es gab Probleme beim bezahlen der Hotelrechnung. Das Kreditkartenlesegerät funktionierte nicht. Die Hotelmanagerin und Ihre Angestellte Hausdame brachten es nicht zum Laufen und meinten meine Kreditkarte würde nicht funktionieren. Ich solle doch in Deutschland anrufen um es zu klären. Ich sah, dass das Gerät keine Verbindung zum Server bekam und sagte ich werde nicht in Deutschland anrufen denn ich wüsste sicher, dass meine Kreditkarte funktioniert. Wir konnten uns nicht einigen und ich schlug vor die Sache abzukürzen und wollte Bar bezahlen. Das wollten die Damen aber nicht bis es einige Male hin und her ging. Letztlich akzeptierten sie die Barzahlung und da ich aber nur Euros hatte trauten sie dem Frieden nicht. Ich erklärte den Beiden ich würde mehr als den geforderten Betrag bezahlen und der Rest wäre für die Unannehmlichkeiten als Trinkgeld für sie gedacht. Das war der Hausdame dann völlig suspekt sodass Sie darauf bestand mit uns zu Bank zu fahren. Isaac traf inzwischen ein und konnte die Damen etwas beruhigen. Nachdem Isaac dann während der Fahrt der Hausdame vorgerechnet hatte, dass sie schließlich keinen Nachteil zu befürchten hatte beruhigte sich die Dame und stieg mitten auf der Strecke aus und zu Fuß zum Hotel zurück zu laufen. Inzwischen regnete es wieder und die Dame wurde wohl etwas nass auf dem Nachhauseweg. Die Begründung von Isaac, warum er zu Spät kam war, dass es regnen würde. Ich fragte verständnislos: „Ja und?“
Wir lächelten uns verlegen an und da sich die Abfahrt der Busse meistens verzögerte war das nicht weiter schlimm. Wir bekamen den Bus um 09:00 Uhr und starteten fast Pünktlich um 09:30 Uhr.
Wieder ging es im Zick Zack zwischen den Schlaglöchern, die jetzt mit Wasser gefüllt waren 380 Km Richtung Abidjan. Dieser Fahrer war wohl nicht ganz so geschäftstüchtig und stoppte nicht an jeder Straßenkreuzung wie der Fahrer auf dem Hinweg. Die drei regulären Stopps mussten aber sein. Auch dieses Mal dauerte es länger als die angegebenen fünfeinhalb Stunden. Mit siebeneinhalb Stunden kamen wir vergleichsweise glimpflich davon. In Abidjan angekommen suchten wir ein Taxi das uns in Richtung zum Flughafen bringen sollte. Das war gar nicht so einfach, weil die Taxifahrer mitbekamen, dass nicht nur der kleine behinderte Schwarze sondern auch noch ein Weißer zu transportieren war. Erst der dritte Taxifahrer machte uns einen einigermaßen fairen Preis, den Isaac dann auch akzeptieren konnte. Im nach hinein betrachtet konnte ich sehr froh sein Isaac als Begleiter gehabt zu haben. Die Reise wäre durch die Taxifahrten erheblich teurer ausgefallen.
Wir beschlossen ein Abschiedsessen in einem Restaurant das uns Abbas empfohlen hatte einzunehmen. Das Restaurant bot mediterrane Speisen an. Und da Isaac noch nie Pizza gegessen hatte bestellte ich zwei Pizzen. Vom Rotwein den er ebenfalls noch nie getrunken hatte wollte er aber nichts. Er bevorzugte nichtalkoholisches. Hier übergab ich Ihm meine Kamera nicht ohne die Funktionen ausführlich zu erklären. Er war begeistert und man sah Ihn um zwanzig Zentimeter wachsen. Als wir gesättigt waren machten wir uns wieder auf den Weg. Ich wollte rechtzeitig am Flughafen sein. Ich hatte beschlossen ein Upgrade bei der Fluggesellschaft zu kaufen. Daher wollte ich etwas früher da sein. Im Taxi auf dem Weg zum Flughafen schenkte ich Ihm dann noch mein Cap das ich auf Kreta ein paar Monate zuvor gekauft hatte. Am Flughafen angekommen wechselte ich noch einmal Geld und gab es Ihm für die Rückreise. Eine Übernachtungsmöglichkeit hatte er in Abidjan bei Verwandten. Er sollte dort ohnehin einen Besuch abstatten das ein paar Tage zuvor seine Tante starb. So passte es, dass er mich zum Flughafen begleitete ganz gut. In der Vorhalle des Flughafens, der ohnehin nicht sonderlich groß schien drängelten sich gefühlte tausend Leute. Ich war drei Stunden vor Abflug da. Ich stellte mich in eine der scheinbar endlosen Schlangen. Bis ich zum ersten Checkpoint kam dauerte es mehr als eine halbe Stunde. Dort zeigte ich Ticket und Reisepass und wurde arrogant abgewiesen. Die ältere Dame sagte mir etwas auf Französisch, was ich nicht verstand. Ich bat Sie es mir auf Englisch zu sagen. Nach einer Weile, als Sie bemerkte, dass ich mich nicht entfernte lies Sie sich herab mir in gebrochenem Englisch zu sagen ich solle Weg gehen und später wieder kommen. Sie lasse mich nicht durch. Ich wollte wissen warum ich nicht durch könne ich hätte ja schließlich ein gültiges Ticket kam noch einmal der gleiche Satz und eine eindeutige Handbewegung. Das war`s dann mit Antworten. Ich fragte nach dem Warum und wann ich eingelassen werde. Die Antwort war, dass Sie die Nächsten Passagiere in der Schlange zu sich winkte. Sowas hatte ich auch noch nicht erlebt. Ich ging zu einem anderen Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes und der sagte mir ich sei zu früh und solle später wieder kommen. Auf die Frage wann ich wieder kommen solle gab auch er mir keine Antwort. Daraufhin ging ich zu Information am Flughafen und die beiden Mitarbeiter hatten auch keine Ahnung. So stand ich da und wusste nicht warum ich nicht eingelassen werde und ob ich überhaupt eingelassen werden würde.
Ich musste mich erst mal beruhigen, suchte mir einen freien Stuhl setzte mich und schüttelte er mal nur meinen Kopf. Ich vermutete mal, dass das Fluggastaufkommen so groß war, dass das Sicherheitspersonal angewiesen wurde nur die Flugpassagiere deren Flug unmittelbar bevor stand einzulassen. Anders konnte ich mir das Verhalten nicht erklären.

Auch nachts steigen Fahrgäste zu und aus.

Auch nachts steigen Fahrgäste zu und aus

Nun ich wartete also inmitten dieses Chaos und ohrenbetäubenden Lärm noch einmal etwas mehr als eine Stunde um mich dann noch einmal anzustellen und um Einlass zu bekommen. Wieder bei den Sicherheitsleuten angelangt stoppte mich der Beamte um rück zu fragen. Dann ließ er mich durch. Sofort hinter dem Eingang war ich von Stille umgeben und stand in der nächsten Warteschlange. Diese war aber etwas kürzer und fühlte sich relaxter an. Als ich da so stand sprach ich einen Weißen an, der neben mir in der Schlange stand und fragte ob er Portogise sei. Er verneinte und sagte in einwandfreiem Englisch, dass er Kolumbianer sei der in Hamburg wohne. Oh sagte ich, dann sprechen Sie ja Deutsch oder? Er versuchte gebrochen auf Deutsch zu antworten um dann kurz darauf wieder zu Englisch zu wechseln. Ich sah seine Erleichterung als ich sagte, dass wir gerne in Englisch kommunizieren könnten. Ich entschuldigte mich kein Spanisch zu sprechen und so blieben wir beim Englisch. Es stellte sich heraus, dass er für eine Deutsche Stiftung Projekte an drei ivorischen Universitäten leiten würde.
Wir tauschten uns aus und als er hörte was wir machen war es sehr interessiert. Wir vereinbarten in Verbindung zu bleiben. Ich konnte mein Upgrade kaufen und ging durch den Zoll und die Passkontrollen direkt zur Business-Launch. Hier angekommen verschwand ich in einem Badezimmer und nahm eine ausgiebige Dusche. Meine Entscheidung ein teures Upgrade zu wählen war richtig. Als ich ein Hemd und frische Unterwäsche das ich in einer separaten Tasche aufbewahrte holte musste ich feststellen, dass das Hemd durch eine undefinierbare orangene Flüssigkeit verschmitzt war. Es sah aus als wenn ich ein Hühnerei darüber geschlagen hätte. Es war versaut und damit konne ich es nur noch wegwerfen. Was ich auch gleich tat. Ich brauchte dringend ein frisches Shirt. Also ging ich in einen Klamottenshop den ich vorher Nebenan gesehen hatte und sagte der Verkäuferin ich würde gerne ein Herrenshirt kaufen. Sie aber sagte mir, dass der Herrenshop geschlossen sei und Sie aber nur Damenkleidung verkaufen würde. Ich fragte sie ob sie nicht nachsehen könne ob sie nicht doch ein Shirt habe das als Herrenshirt durchgehen könnte. Sie wühlte in einem Berg von Shirts und ich hoffte sie würde ein Herrenshirt für mich finden. Und da war es. Das unterste Shirt in dem Berg war ein Herrenshirt, das mir sofort gefiel. Ich fragte nach dem Preis und kaufte es. Dann ging ich zurück in die Launch und in das Bad und zog mein neuerworbenes Shirt an. Jetzt fühlte ich mich wohler. Langsam kam ich zur Ruhe und ging in der Launch umher um zu sehen was es zu Trinken und zu Essen gab. Ich nahm mir ein Perrier und zwei Schaufeln Gemüse mit Reis und aß zu Abend.
Danach nahm ich mir noch ein Perrier und trank es gemütlich aus. Ich fühlte mich gestärkt und erfrischt. So kann ich die Heimreise antreten dachte ich. Apropos Heimreise, ich rief Ursel meine Frau an und teilte ihr mit wo ich war und wie es mir geht. Jetzt war ich unterwegs nach Hause.
Als es ans „Boarding“ ging traf ich den Kolumbianer noch einmal kurz. An Bord bekam ich meinen Sitzplatz in der Business-Class zugeteilt und machte es mir so gut es ging gemütlich. Allerdings saß ich in der 1. Reihe und bei diesen Sitzen waren die Armlehnen nicht verstellbar, sodass ich die Stewardess fragte ob ich mich nicht in die 4. Reihe setzen könne. Sie bejahte dies und so zog ich um. Als erstes bekam ich ein Erfrischungstuch und kleines Täschchen in die Hand gedrückt. In dem Täschchen waren die Utensilien für die Nach für die Business-Class-Passagiere. Darin befanden sich Socken, Augenklappe, Ohrstöpsel, Handcreme, Zahnpasta und eine kleine Zahnbürste. So konnte ich es mir gemütlich machen. Ich verteilte meinen Körper auf den drei von mir in Beschlag genommenen Sitzen und sagte der Stewardess, dass ich kein Essen wünsche. Ein angebotenes Getränk nahm ich hingegen gerne an und trank es bevor ich mich zum Schlafen legte.
Als ich wieder aufwachte schwebten wir über Lissabon der aufgehenden Sonne entgegen. Europa begrüßte mich mit einem herrlichen Sonnenaufgang über der Stadt. Nach einer sanften Landung, einer Flughafenrundfahrt mit dem Bus passierte ich den europäischen Zoll. Ich begab mich in den Transferbereich des Flughafens und auch hier konnte ich die Business-Launch nutzen.

Allerdings war hier gerade Hochbetrieb. Wusste gar nicht, dass heutzutage so viele Menschen Business-Class reisen.
Von Entspannung keine Spur. In der Launch war es fast so hecktisch und laut wie in der großen Halle in der sich die „normalen“ Fluggäste aufhielten. Ich nahm mir erst mal eine Cappuccino aus dem Automaten. Schmeckte zwar nicht besonders aber hatte etwas Ähnlichkeit. Ich suchte mir einen Platz wo ich mich niederlassen konnte und verteilte meine Sachen. Jetzt ging ich los mir mein Frühstück zusammen zu stellen und brachte Alles an meinen Tisch. Der Zustand der Veloursitzbänke erinnerte mich etwas an die Sitzbänke in den afrikanischen Bussen. Vom Schmutz her waren diese nicht weit auseinander. Es fühlte sich trotzdem gut an. Obwohl, vielleicht war es auch die Vorfreude auf Zuhause und das Wiedersehen mit Ursel meiner über Alles geliebten Frau.
Mein Aufenthalt in Lissabon sollte fünfeinhalb Stunden dauern. Die Zeit verbrachte ich fast vollständig in der Launch. Erst ganz zum Schluss entdeckte ich einen Raum in dem Liegen und Decken waren. Hier war es ruhig und von Hektik war nichts zu spüren. So konnte ich mich etwas hinlegen und mich ausstrecken. Das tat mir gut. Zwei Stunden später waren wir wieder in der Luft. Mein Sitznachbar war ein Consultant aus Stuttgart mit Zweitwohnsitz in Lissabon. Er pendelte zwischen Stuttgart und Lissabon hin und her. Auch er fragte mich was ich in Afrika gemacht hatte und war beeindruckt von dem was er hörte. Ich gab Ihm meine Karte und wir verabschiedeten uns kurz nach der Landung in Stuttgart zweieinhalb Stunden später.
Am Baggage-Claim nahm ich meinen fast leeren Rucksack auf und schlenderte zur S-Bahn. Das Ticket nach Bad Rappenau hatte ich schon vor dem Abflug gelöst. Am Hauptbahnhof verließ ich die S-Bahn und ging zu einem Kiosk um mich mit einem Snack und Apfelsaftschorle zu versorgen. Ich erreichte einen Regionalzug. Der brachte mich nur bis Neckarsulm.  Am Bahnhof Neckarsulm stieg ich aus. Es war ein trüber Donnerstag Abend.  Als ich die Unterführung passierte fiel mir auf wie sauber es hier war. Das hatte ich früher nicht so empfunden. Dann stieg ich die Treppen zum Bahnhofsplatz empor. Am Fahrkartenautomat trafen sich ein paar Jugendliche um aus zu gehen. Zwei offensichtliche Flüchtlinge – auch junge Männer tranken abwechselnd mal an einer Wodkaflasche und mal an einer Alkopopdose. Sie wollte wohl in Stimmung kommen. Ich war mit Ursel in Bad Friedrichshall verabredet. Ich rief Sie an um zu sagen, dass mein Zug nicht weiterfahren würde und bat Sie mich doch in Neckarsulm abzuholen. Es begann leicht zu tröpfeln. Ein Mädchen kam mi dem Auto um die jungen Leute abzuholen. Die beiden „Flüchtlinge“ verschwanden in einem angekommenen Regionalzug und fuhren in Richtung Mosbach weiter. Kurze Zeit später kam Ursel und lagen wir uns in den Armen, küssten uns innig und anhaltend.
Ich war wieder zuhause….

Wieder zuhause
Wieder zuhause