Zwei Rappenauer in der Elfenbeinküste – Gestrandet!

Mittwoch 10.07.2019

Vormittags die Tagesberichte geschrieben und ins Netz gestellt. Wir warten auf Isaac und seinen Cousin im Restaurant bis sie ihre Aktivitäten erledigt haben. Kaum sind sie zurück ruft die Mutter von Isaac an und teilt Ihm mit, dass der Wasserzins heute fällig ist (letzter Termin). Und so verabschieden wir die Beiden, weil wir denken, dass das sicherlich länger dauern wird. Unseren „Ausflug“ zur Mairie (Rathaus) fällt flach. Wagemutig wie wir sind, gehen wir zu Fuß zum Hotel zurück (ca. 6 Km). Wagemutig deshalb weil wir an der Straße entlang gehen. Und dieses Mal die Taxis hupend an uns vorbeirasen. Es ist laut, staubig und warm… Unterwegs erleben wir eine schöne Überraschung: Die Vögel, vermutlich Pirole die tolle hängende Nester bauen können. Wir kommen müde und erschöpft im Hotel an. Und wieder eine Nacht in der wir wegen der brüllenden Kompressoren kaum schlafen…

Gecko in Lauerstellung
Gottesanbeterin
Gecko und Gottesanbeterin belauern sich gegenseitig. Wer frisst wen am Schluss?
Kommt keiner drauf – die Katze.

Donnerstag 11.07.2019

Zum Frühstück bekommen wir heute eine Mango mit macheteartigem Messer serviert. Auch das Problem lösen wir elegant. Danach fahren wir zu Isaac und seiner Familie. Die Frauen setzen ihre Homöopathielektion fort. Die Männer besprechen die Regeneration des Wasserfilters und über moderne Einkaufsmöglichkeiten im Netz. Isaac bekommt einen weiteren Businesstipp. Er könnte den Service, Bestellungen über das Internet für seine Kunden anbieten. Dazu muss er aber eine Postanschrift haben. Der Antrag dafür ist seit gestern da – Hurra (ein Jahr hat`s gedauert). Vor dem Mittagessen gilt es für Ursel noch einen Patienten mit Elephantiasis zu behandeln und sie verabredet die Weiterbehandlung für den Nachmittag.

Behandlung eines Elephantiasis Patenten

Das nächste Problem äußert sich lautstark. Isaac`s Neffe (15 Monate alt) möchte keinen Iboprofen-Sirup nehmen. Also erklärt Ursel der Mutter nochmals welche Alternativen sie jetzt hat und wie sie diese anwenden kann. Peter bekommt das mit und erklärt Isaac an einem drastischen Beispiel was das „Medikament“ mit dem Kind macht. Jetzt haben es Alle verstanden…. Hoffen wir… Nach dem Essen erwartet der Patient uns schon und die Behandlung geht weiter. Seit 15 Jahren leidet der Mann bereits darunter. Inzwischen kommt eine Nachbarin zu Aischa und erhält von Ihr ein homöopathisches Mittel welches wir heute Morgen besprochen haben. Und dann heißt es Abschied nehmen. Selbst die Nachbarfrauen kommen vorbei und unterbrechen ihre Vorbereitung für die Erdnusssauce. Der Abschied fällt uns nicht leicht….In diesen zwei Wochen hat sich sehr viel getan und die Menschen hier sind offen in jede Richtung und nehmen dankbar jede Unterstützung aber auch „Unterrichtung“ an. Zurück im Hotel wollen wir unsere Rechnung begleichen, aber leider geht wie bereits letztes Jahr schon die Bezahlung mit der Kreditkarte nicht. Also fahren wir noch mal mit dem Taxi auf eigene Kosten in die Stadt zu Bank und retour.

Danach geht nur noch Fußballschauen: Elfenbeinküste gegen Algerien. Leider verlieren sie im Elfmeterschießen. Wir haben eine wunderbar ruhige Nacht. Im gesamten Hotel sind wir die einzigen Gäste!

Auch die Pflanzenwelt ist nicht zu verachten
Wer kennt diese Pflanze?
Oder diese?

Freitag 12.07.2019

Um 08:00 Uhr ruft Isaac mit der Hiobsbotschaft an, dass kein Wasser vom Wasserwerk kommt. Er kann also keine Wasserprobe, die wir dringend benötigen nehmen. Ich schlage vor etwas zu warten und es später noch mal zu versuchen. Um 08:30 rufe ich Isaac an, jetzt kommt wieder Wasser und er kann die Probe entnehmen. Danach kommt er mit dem Fahrer zusammen am Hotel an. Endlich kann es losgehen mit der Rückfahrt nach Abidjan.

Stand in Yamoussoukrou Stadtmitte
In Yamoussoukrou Stadtmitte

Ein 400 km langer, staubiger und lauter Ritt über die schlaglochübersäte Piste steht an. Um 18:00 Uhr ist es geschafft und wir sind wohlbehalten aber staubig und benebelt vom Benzingeruch der sich im Wageninneren die ganze Zeit ausgebreitet hat, angekommen. Bei einem Abschiedsessen verabschieden wir uns von Isaac und dem Fahrer.

Unser Fahrer war so freundlich uns eine Kakaofrucht zu pflücken

Am Flughafen angekommen sitzen wir in der Abflughalle, beenden die Tagesberichte und warten auf den Abflug nach Tunis. Um 20:30 erfolgt das einchecken bei der Tunis Air. Ich frage ob wir vegetarisches Essen bekommen können. Was verneint wird mit dem Hinweis das müsse man beim Buchen des Tickets eingeben. Auf dem Tresen kann man die Servicequalität bewerten. Es gibt drei Buttons. Gut (grün) mittel (gelb) und schlecht (rot). Sie bekommen ein rot von mir.

Samstag 13.07.2019

Als wir gestern unseren Tagesbericht geschrieben haben – am Flughafen vor unserem Abflug- da war die Welt noch in Ordnung. Die Abflugzeit auf der Tafel ist korrekt Der Flieger steht schon draußen vor dem Gate und die ersten Fluggäste steigen ein. Dann wären wir dran, doch jetzt werden wir nicht eingelassen und niemand weiß warum. Nach dreißig Minuten kommen die Fluggäste die bereits im Flieger saßen wieder zurück. Die Verwirrung ist groß. Es wird langsam spannend. Etwas später kommt die Durchsage auf französisch, dass das Flugzeug wegen eines technischen Defektes Verspätung hat. Inzwischen ist es 24:00 Uhr, das Flugzeug hätte um 22:40 Uhr starten sollen – nichts geht mehr.

Entlang der Strasse von Daloa nach  Abidjan bleiben immer wieder die LKW`s liegen. 
Oft sind es Unfälle nicht wie hier ein Motorschaden
Da geht nun wirklich nix mehr…
Die Fahrer nehmen`s gelassen – wie auch sonst….?

Die Fluggäste verteilen sich auf Gate 1 – 4 und Einige haben schon geschlafen wie Ursel.

Hannibal schwächelt ein wenig – Bei der letzten Landung vor unserem Start hatte er einen Reifenplatzer – Jetzt geht es erst mal nicht weiter…

Das Bordingpersonal ist verschwunden und es hat den Anschein, dass sie den Fluggästen lieber aus dem Weg gehen bevor sie unangenehme Fragen gestellt bekommen. Diese können sie auch nicht beantworten, denn sie wissen selbst nicht mehr als wir. Gegen 00:30 steht unser Flug auch nicht mehr auf der Tafel. Das war`s. Nun werden die Fluggäste unruhig und  vom Personal beruhigt indem sie sagen, dass in Kürze eine Durchsage kommen wird. Diese kommt tatsächlich nach ca. 30 Minuten.

Das Fahrwerk eines Airbus A 320 muss ganz schön was aushalten bei der Landung. Ein Wunder, dass nicht mehr passiert….

Peter ist nochmals unterwegs um eine Flasche Wasser für uns zu kaufen, als die Durchsage erfolgt: „Alle Gäste des Fluges Tunis Air 404 sollen zum Gate 5 kommen“. Jetzt kommt Bewegung in die Menge. Alles strömt zum Gate 5 so auch Ursel und hält dabei Ausschau nach Peter. Endlich stehen wir vor Gate 5 bekommen eine Transitkarte in die Hand gedrückt und dürfen durch. Keine weiteren Informationen!

Im Radisson blu Hotel in Abidjan

Wir folgen dem Herdentrieb einen Stock tiefer zur Gepäckausgabe. Dort sollte das Gepäckband laufen. Es läuft aber nichts. Warten sollen wir dort auch nicht, denn wir sollen in ein Hotel gebracht werden wie wir erst draußen im Freien erfahren. Und das ohne Gepäck. Die mühsam errungenen Informationen fügen sich zusammen wie ein Puzzle. Vor dem Flughafengebäude stehen bereits mehrere Kleinbusse um die Fluggäste in verschiedene Hotels zu fahren. Wir halten uns an den Supervisor der wohl am ehesten Alles unter Kontrolle zu haben scheint und fahren nach 10 Minuten ab ins Hotel. Gegen 02:00 Uhr kommen wir dort an bekommen unseren Zimmerschlüssel.

Purer Luxus in einem 3. Welt Land

Samstag 13.07.2019

Gestrandet – Ohne Informationen wann und wie es weiter gehen könnte… Das Hotel ist sehr ruhig. Wir haben kurz aber tief geschlafen. Am nächsten Morgen gehen wir zum Speisesaal um unser Frühstück einzunehmen. Das Haus ist erstklassig. Das Frühstücksbuffet vom feinsten. Leider haben wir immer noch keine Nachricht wie es weitergehen soll. Auf Nachfragen sagt man uns immer wieder, dass man nichts wisse und man sich sofort melden würde sobald es weiter gehen würde. Also verbringen wir den Tag auf Abruf im Hotel.

So ein Hotel braucht natürlich auch Schutz – welcher auch einschränkt

Am späten Nachmittag lernen wir eine netten Tunesier kennen der uns etwas mehr zu dem Vorfall sagen kann und wie es weiter gehen könnte. Also das Flugzeug mit dem wir zurück nach Tunis fliegen sollten (Hannibal) hatte bei der Ankunft in Abidjan einen Reifenplatzer. Das ist der technische Defekt von dem immer gesprochen wurde. Der Tunesier hat mit einer Crew gesprochen die den Reifen aus Tunis über Conakry nach Abidjan bringen sollte. Wir würden dann mit diesem Flugzeug nach Tunis geflogen werden. Um 23:00 Uhr bekommen wir einen Anruf von der Rezeption mit Information, dass wir um 01:00 Uhr zum Flughafen gebracht werden würden wo es dann voraussichtlich um 03:00 Uhr morgens losgehen soll. Jetzt kennen wir die wahrscheinliche Ursache des Defektes und wann es weiter gehen könnte. Wir würden abgeholt und zum Flughafen gebracht werden. Soweit hatte der Tunesier die richtigen Informationen.

Sonntag 14.07.2019

Um 03.30 heben wir vom Flughafen Abidjan ab und fliegen nach Tunis.

Das Hotel Ambassador in Tunis – Längst sind die guten Zeiten Geschichte

Dort landen wir kurz vor 10:00 Uhr Ortszeit. Hier angekommen erfahren wir vom Transitschalter, dass es für Economy Class Passagiere heute auf keinen Fall mehr einen Weiterflug nach Frankfurt geben würde. Wir sollten nach draußen zum Accomondation Desk gehen. Dort würden wir alles Weitere erfahren. Ein Hotelzimmer stünde bereit und die Taxifahrt wäre auch organisiert. Das Gepäck wird eingelagert und müsse nicht wieder eingecheckt werden. Ich interveniere, denn wir haben unser Kleider und das Waschzeug im Rucksack.

Ein kleiner Park und der Zoo von Tunis

Die Transitleute werden pampig, folgen aber meiner Bitte um Gepäckausgabe. Wir kommen um 11:30 Uhr im „fünf Sterne“ Hotel das seine besten Tage bereits einige Zeit hinter sich hat an. Wir gehen kurz auf das Zimmer und möchten danach zum Mittagessen. Im Speisesaal angekommen 12:05 Uhr bekommen wir zu hören, wir seien zu früh und sollen später wiederkommen. Mittagessen sei um 12:00 Uhr. Etwas überrascht (es war bereits 7 Minuten nach 12:00) gehen wir in das hauseigene Cafe um etwas zu trinken. Das anschließende Mittagessen ist eine Katastrophe. Danach ist  Mittagsruhe angesagt die sich auf drei Stunden ausdehnt. An einen Besuch des Bardo-Museums oder der Archäologischen Ausgrabungsstätten Karthagos ist wegen unserer Müdigkeit nicht zu denken.

Im Park von Tunis

Montag 15.07.2019

Fahren um 06:00 Uhr vom Hotel mit (vermutlich) einem Sufi-Anhänger der uns an seinen meditativen Männergesängen teilhaben lässt zum Flughafen. Dort checken wir ein und geben unseren Rucksack auf. Danach bekomme ich einen (grausigen) Cappuccino und Ursel eine heiße Schokolade und jeder ein Croissant.

Der Eingang zur Altstadt von Tunis

Danach geht es zum Zoll und schon sind wir unserem Flug wieder einen Schritt näher. Fast pünktlich legen wir vom Gate 56 ab und kommen um 11:30 Uhr in Frankfurt an. Nach der Gepäckaufnahme wollen wir zum Schalter der Tunis Air um uns das Zugticket, das durch unsere Verspätung von zwei Tagen natürlich verfallen ist ersetzen zu lassen. Aber wie wir das von der Tunis Air kennen, klappt auch das wieder nicht weil kein einziger Schalter besetzt ist. Nach einer Stunde Warten und vielem Durchfragen brechen wir das Warten ab und werden das auf dem schriftlichen Weg nachholen. Einstweilen gehen wir in Vorleistung. Mal sehen ob das klappt…. Jetzt Warten auf den Zug nach Mannheim und danach weiter mit der Regionalzug nach Bad Rappenau. Die meisten Züge haben derzeit 1 Stunde Verspätung nur unserer nicht. Ich denke da stimmt was nicht… Um 16:00 Uhr kommen wir müde aber fast pünktlich an…wir sind wieder zurück – die Odyssee ist zu Ende.