Und wieder eine Chance vergeben….

Früher waren wir das Land der Dichter und Denker (das war im 18. und 19. Jahrhundert).

Im 20. Jahrhundert waren wir das Land der Ingenieure und Exportweltmeister.

Und jetzt? Im 21. Jahrhundert?


Deutschland verfügt über kaum nennenswerte Rohstoffvorkommen. Was uns zu einer wohlhabenden Gesellschaft werden lies waren unsere Tugenden und großartige Ideen die wir auch umsetzen konnten.

Vor einigen Wochen habe ich gelesen, dass die Firma Linde (ein sogenanntes Traditionsunternehmen) sich aus Deutschland zurück zieht. Toll, habe ich mir gedacht. Eines der letzten Unternehmen mit Weltmarktführerschaft. Vor 35 Jahren verfügte Deutschland noch über mehr als 20 Weltmarktführerschaften. Heute kenne ich keine einzige Firma mehr die über ein solches Prädikat verfügen würde.

Sehen wir uns mal ein paar Bereiche an:

  1. Energie
  2. Chemie
  3. Pharmazie
  4. Maschinenbau
  5. Automobilbau
  6. Kommunikation

Bereich 1 Energie

Bis vor etwa 40 Jahren war die Energieversorgung (elektrischer Strom) überwiegend kommunal geregelt. Der Staat hatte die Kontrolle darüber und die Länder bzw. die Kommunen sorgten für die Versorgung bzw. Sicherheit. Auch die Fern- bzw. Nahwärmeversorgung wurde so geregelt.


Heute sieht das anders aus.

Im Stromsektor gibt es ein Oligopol von vier großen Anbietern. Es gibt zwar noch ein paar kleinere Anbieter, die allerdings kaum eine Rolle spielen bezogen auf den Umsatz.

Noch ! besteht ein sogenanntes Ring-Maschen-Netz das hohe Ausfallsicherheit verspricht. Auch europaweit ist das noch überwiegend so.

Nachdem nun aber die Energiewende und der Ausstieg aus den fossilen Energieträgern beschlossen wurde fürchten die Oligopolisten, dass sie ihren Einfluss verlieren könnten. Was nur natürlich ist, denn mit dem Ausstieg wird auch die Netzstruktur infrage gestellt.

Ein moderneres flexibleres und dezentales Netz in dem auch ein höherer Grad an Bürgerbeteiligung realisiert und angedacht werden könnte ist möglich.

Hier sollte ein Umdenken erfolgen, denn diese großen überregionalen Netze sind sehr kostenintensiv im Unterhalt und zudem unrentabel was den Wirkungsgrad betrift. Es treten hohe Wirkverluste auf durch den Stromtransport über viele Kilometer welche durch höhere Produktion wieder ausgeglichen werden muß.

Zudem gibt es hohen Widerstand in der Bevölkerung gegen diese Stromtrassen.

Die Nutzung der bestehenden Gaspipelines als Trassen für den Wasserstofftransport wäre weitaus günstiger und würde die Landschaft nicht „verschandeln“.

Wo ist denn hier die von der FDP immer wieder geforderten technologieoffenheit geblieben?

Eine solche Lösung für den benötigten Energietransport von Nord nach Süd wurde schlicht nicht in Erwägung gezogen.

Warum eigentlich nicht?

Es wäre eine plausible Alternative zur überteuerten und höchst umstrittenen Südlink-Trasse.

Im Bereich der Windkraft gibt es bereits positive Beispiele was Bürgerbeteiligung an der Energieerzeugung anbelangt.

Aber auch diese „Bürgerbeteiligung“ wurde unter der schwarz-roten Koalition immer wieder versucht zu verhindern.

Versuche auf kommunaler Ebene mittels Bürgerbeteiligung alternative Netze zu betreiben wurden immer wieder Steine in den Weg gelegt (die Schwarzwaldgemeinde Schönau kann ein Lied dazu singen).

Bereich 2 Chemie

Auch hier hatten wir längst das Ruder an die USA abgegeben. Der letzte Deal der Badischen Anillin und Soda Fabrik (BASF) hat jede menge Schlagzeilen produziert. Um nicht selbst „geschluckt“ zu werden kaufte man den „Konkurrenten“ Monsanto auf äußerst ruinöse Weise auf. Der Deal verschlang das gesammte Firmenvermögen.

Monsanto (Round Up)war bis dahin der weltgrößte Düngemittel-, Saatgut- und Pflanzenschutzmittelhersteller.

Was die badener Geschäftsleitung mitgekauft hatte waren zehntausende anhängiger Klagen von durch deren „Produkte“ geschädigten Menschen in aller Welt. In Fachkreisen wird mit Schadenersatzklagen mindestens in dreistelliger Milliardenhöhe gerechnet.

Mal sehen wie das ausgeht….?

Bereich 3 Pharmazie

Und auch hier haben die ehemaligen deutschen „Globalplayer“ das Land bereits vor 25 Jahren verlassen und sind entweder nach USA, China oder Indien abgewandert. Lieferschwierigkeiten und Qualitätsverluste sind die Folge.

Aber inzwischen kann man ja fast alles impfen, oder?

Bereich 4 Maschinenbau

Der letzte große und innovative Maschinenbauer und Robotik-Hersteller (KUKA aus Augsburg) wurde vor kurzem durch den chinesischen Staat aufgekauft. Tolle Leistung…!

Bereich 5 Automobilbau

Hier wird seit bereits zwanzig Jahren die Entwicklung in neue Antriebstechnologien verschlafen.

Stattdessen hält man an der veralteten Verbrennertechnik fest und konzentriert darauf Menschen zu täuschen bzw. zu enttäuschen. Derweil sich Andere auf den Weg gemacht haben die Mobilitätswende umzusetzen.

Auch nachdem sich sogar auf dem weltgrößten KFZ-Markt China gezeigt hat, daß sich die alten Dreckschleudern aus Deutschland zu Ladenhütern entwickelt haben will man es immer noch nicht in den Chefetagen wahrhaben.

Hier stehen über 10 Millionen hochsubventionierte Arbeitsplätze auf dem Spiel und ausser heißer Luft die sowohl aus der Politik als auch von den Autobauern abgelassen wird passiert – NICHTS.

Bereich 6 Kommunikation

Hier ist vor über 30 Jahren bereits der Zug abgefahren.

Firmen wie Siemens, DETEWE, SEL und Bosch spielen keine Rolle mehr in diesem Feld.

Ohne nennenswerte Reaktion wurde auch dieses Feld amerikanischen, chinesischen und japanischen Firmen überlassen. Zu nennen sind CISCO, Avaya, Huawei, Panasonic. Diese Firmen beherrschen den Telekommunikationsmarkt.

Die Liste von verpassten Chancen ließe sich noch beliebig weiter führen. Viele Millionen Arbeitsplätze sind durch Fehlentscheidungen der Politik und Wirtschaft entweder verloren gegangen oder Anderswo im Ausland entstanden.

Schade, denn eigendlich wären wir in den siebzigern, achzigern und auch noch in den neunzigern auf einem guten Weg gewesen….

Woher kommt es, dass wir ein Feld nach dem Anderen aufgeben und uns nicht wundern darüber?

Was sind die Ursachen?

Fangen wir mal ganz von Vorne an. Wie sieht es denn an unseren Kindergärten und Schulen aus?

Werden hier etwa Talente gefördert?

Lernen wir hier für das Leben, oder leben wir für die Schule?

Weder noch würde ich sagen.

Seit über hundert Jahren werden Generationen von Schülerinnen und Schüler darauf getrimmt gute Noten zu schreiben. Aber was sollen diese guten Noten denn im 21sten Jahrhundert bewirken?

Was nützen gute oder schlechte Noten der Gesellschaft und bringen diese Noten mehr Innovation für die Gesellschaft? Schaffen sie mehr Chancengleichheit oder mehr qualifizierte Arbeitsplätze? Dass unser Schulsystem auf das wir ja so große Stücke halten nicht mehr zeitgemäß ist und auch nicht mehr den Anforderungen des Globalen Marktes entspricht wird uns jährlich durch die Pisa-Studie und Anderen bescheinigt.

Wem nützt das?

Sind das nicht fundamentale Fragen die sich die Politik stellen müsste wenn sie immer von Fachkräftemangel spricht?

Wenn wir in Deutschland so weiter machen stellt sich die Frage des Fachkräftemangels nicht mehr, denn diese werden nicht mehr benötigt wenn die Arbeitsplätze wegfallen sein werden.

Es wird sich vielmehr die Frage stellen:

Werden wir uns unseren Sozialstaat noch leisten können wenn es so weiter geht?

Es gibt doch jetzt schon mehr Leistungsempfänger als Leistungserbringer in unserer Gesellschaft. Und es gibt immer mehr Politiker die immer mehr Steuergeld ausgeben ohne zu fragen wer das Geld überhaupt aufbringen soll.

Und zu guter letzt – Wo ist unser sprichwörtlicher Pioniergeist abgeblieben?

Seit vielen Jahren bemerke ich ein immenses Defizit in den Führungsetagen von Politik und Wirtschaft. Allerdings wird es „ausgeglichen“ durch eine Krankheit die als „deutsche Krankheit“ bezeichnet wird.

Es handelt sich um eine Kombination aus grenzenlosem Dilletatismus in Verbindung mit maßloser Selbstüberschätzung ergänzt durch Beratungsresistenz.

Dagegen gibt es leider keinen Impstoff.

Gute Nacht Deutschland!